von Patrick Gundlach |

PDF und ISO-Normen

Kürzlich ist die Version 2.0 von PDF erschienen. Die PDF-Branche feiert das natürlich mit zahlreichen Artikeln rund um die Neuerungen bei dem neuen Standard, siehe z.B. die Seite bei pdflib.com. Grund zur Freude? Sicherlich, aber einen etwas schalen Geschmack hat die Sache meiner Meinung nach.

PDF und freie Standards

Früher™, in den guten alten Zeiten, war es so, dass die Spezifikation von PDF frei verfügbar war. Es gab zwar ein paar Startschwierigkeiten, aber das ist laaaange her. Seitdem ist die Spezifikation als großes PDF-Dokument auf der Homepage von Adobe herunterladbar und als Buch erschienen. Damit konnte jedermann und jederfrau einen eigenen PDF-Parser oder einen eigenen PDF-Writer schreiben. Nicht zuletzt solche großen Erfolge wie PDFTeX sind daraus entstanden.

Ähnlich wie das Web (HTML + CSS), das durch die W3C spezifiziert wird (als sogenannte Recommendations, aber das ist nur ein anderer Name) ermöglicht die freie Verfügbarkeit der Spezifikation eine große Verbreitung, speziell auch durch OpenSource Entwickler. Niemand muss viel Geld auf den Tisch legen und wird durch Urheberrechte daran gehindert, die Stellen aus einer Spezifikation zu teilen.

PDF-Entwickler nun ein elitärer Kreis?

Inzwischen sind die meisten Erweiterungen und Festlegungen zum Thema PDF nur noch als ISO-Standard verfügbar. Die Wikipedia-Seite zu PDF/X z.B. listet einige relevante Standards auf:

Bei anderen Themen (PDF/A, …) ist es nicht anders.

Damit ist eine Community von freiwilligen Mitarbeitern quasi aus dem Entwicklungsprozess für PDF ausgeschlossen. Natürlich liegt hier und dort mal eine ungeschützte Version zum Download bereit oder jemand beschreibt, was er oder sie in einer Spezifikation gelesen hat, das ist aber keine Basis, um OpenSource Software zu entwickeln. Ich finde diese Entwicklung sehr bedauernswert.

Dazu passend fällt mir ein Zitat aus dem Titanic Magazin ein

»PDF – Die Datei der Besserverdienenden«